Montag, 9. Mai 2011

Früher Orangen, heute Greenbacks

Wie funktioniert eigentlich eine Privatuni? Schwierige Frage, deswegen nehme ich mir etwas leichteres vor und habe mir mal angeschaut, wie als Beispiel die Finanzen von Stanford funktionieren. Zunächst fängt es mit einer Stiftung an, einem Stiftungskapital und einer Satzung. Stanford ist eine steuerbefreite Stiftung kalifornischen Rechts. Die ursprüngliche Spende bestand insbesondere aus einem riesigen Stück Land, nämlich einer ehemaligen Orangenfarm, sowie Geld und in der Satzung ist beispielsweise festgehalten, dass dieses Land nicht verkauft werden darf. Natürlich regelt sie auch, wofür Geld ausgegeben werden darf und wer das entscheidet.

Alles "The Farm": Nach Norden bis zum Creek bzw.
der großen Straße, nach Süden noch wesentlich mehr
Das Stiftungsvermögen beläuft sich nach einem Gewinn von 1.5 Milliarden $ im Jahr 2010 auf 13.9 Milliarden $. Was übrigens 20% weniger sind als noch 2008 vor der Finanzkrise. Sprich: Auch wenn das Land was Stanford gehört, nun mitten im Silicon Valley, einige Milliarden wert ist, ist der Großteil des Stiftungskapitals angelegt und damit wird ordentlich Geld gemacht. Andere Geldquellen sind Pacht von Land, Mieten etwa im Stanford Shopping Center und insbesondere Spenden. Stanford hat 2010 1.1 Milliarden an Spenden von insgesamt 76.000 verschiedenen Spendern verbucht...

Diese Sachen sind aber nicht die einzigen Einnahmequellen, dazu kommen 430 Millionen $ über Studiengebühren, 400 Millionen des Stanford Hospitals und stolze 1.1 Milliarden an Drittmitteln. Die Studiengebühren täuschen etwas, da das Einnahmen sind sowohl durch die klassischen Studiengebühren, als auch Miete in den Wohnheimen, etc. Und demgegenüber stehen 227 Millionen an direkten Transfers an Studenten, auch wieder für Studiengebühren, Miete, etc. Die Drittmittel sind allerdings einfach das: 1.1 Milliarden $ Drittmittel. Also das mehrfache des Gesamtbudgets der Uni Kassel.

Noch ein paar andere Zahlen: Stanford zahlt 2.1 Milliarden an Gehältern, es gibt 10.000 nichtwissenschaftliche Angestellte.

Faszinierend ist, dass das ganze in dieser Größenordnung funktioniert. Stanford operiert letztlich am privaten Markt und es ist beeindruckend, dass es gelingt, hervorragende Wissenschaftler und Studenten in so großer Zahl anzuziehen. Funktionieren tut das ganze meiner Meinung nach auch nur, weil eben so viele Leute gewillt sind, der Uni zu spenden. 75.000 Spender in einem Jahr ist aus einem deutschen Blickwinkel eine unfassbar große Zahl.

Und sonst:

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