Er nutzt dabei zwei Methoden, und zwar zum Einen eine Input-Output-Analyse a la Leontief, bei der der Gesamt-CO2E-Ausstoss einer Wirtschaft betrachtet wird und dann auf einzelne Wirtschaftsbereiche aufgeteilt wird. Nachteil hierbei ist, dass Importe so betrachtet werden, als würde die Produktion in den anderen Ländern denselben Emissionsgrad haben. Dies lässt Importe besser aussehen als sie sind, da die Produktion beispielsweise in China immer wesentlich ineffizienter ist als im Westen.
Die andere Technik ist ein Life-Cycle-Assessment, bei der zu einem konkreten Produkt an jeder Stelle geschaut wird, wieviel Emissionen es verursacht. Das Problem hierbei sind Sekundäreffekte: Das Ausdrucken eines Bahntickets löst Verschleisserscheinungen am Drucker aus, so dass die Emissionen aus der Druckerproduktion auf das gedruckte Ticket anteilig aufgerechnet werden sollten und so weiter und so weiter. Bei dieser Technik ist es trotzdem einfacher als mit dem Input-Output-Modell, die Folgen eines Produkts abzuschätzen, dafür ist es schwieriger, die Emissionen eines ganzen Wirtschaftszweiges anzuschauen.
Die Ergebnisse sind ungenau, aber die Hoffnung ist, zumindest die richtige Grössenordnung zu kriegen und somit Antworten zu kriegen auf die Frage, was jemand, der nicht gut damit leben kann, dass der Klimawandel Kriege, Naturkatastrophen und Flüchtlingsströme auslösen wird, denn tun kann.
Geysir in Island; Rosino [CC-BY-SA-2.0 (www.creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons |
Wenig überraschend bestätigt Berners-Lee schon vorher bekannte Ergebnisse. Erstens skaliert der westliche Lebensstil nicht weltweit und es ist dringend notwendig, dass wir unseren Lebensstil verändern und die Pro-Kopf-Emissionen um mehr als einen Faktor zwei senken. Zum Anderen reicht es nicht aus, dass sich der westliche Lebensstil verändert.
Zur Illustration würde ein Verbrennen der bekannten Öl-, Gas- und Kohlevorräte zu CO2E-Emissionen von 2.5 Billionen Tonnen führen (also das 50-fache der derzeitigen weltweiten Emissionen) und damit zum Klimakollaps. Das bedeutet, dass politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, in denen es nicht mehr sinnvoll ist, diese Vorräte zu fördern und zu nutzen. Dasselbe gilt für Abholzung von Regenwald und die dort gespeicherten CO2-Vorräte, wobei da noch der Verlust an Photosynthese dazu kommt. Ein konkretes Beispiel ist die Yasuni-ITT-Initiative, bei der die Weltgemeinschaft über ein Treuhänder-Modell Ecuador dafür bezahlen soll, dass der Regenwald im Yasuni-Nationalpark nicht abgeholzt und dort kein Öl gefördert wird. Der Bundestag hat den Einstieg Deutschlands in diesen Fond 2009 mit parteienübergreifender Mehrheit beschlossen, aber Bundesentwicklungshilfeminister Niebel weigert sich, dies umzusetzen. Damit droht das Projekt zu scheitern und sollte das passieren, ist das ausreichend, um der FDP den Titel der klimafeindlichsten Partei Deutschlands zu geben.
Zum anderen ist die Bevölkerungsexplosion alleine beängstigend. Die CO2E-Emissionen der Menschheit werden eben durch Menschen gemacht und mehr Menschen sorgen für mehr Emissionen. Immer noch sind 40% der Schwangerschaften in Entwicklungsländern ungewollt. Und damit ist auch klar: Projekte für den Erhalt des Regenwaldes und gegen Bevölkerungswachstum (in der Regel Bildungsprogramme und solche die die Rechte von Frauen in Entwicklungsländern stärken) liefern am meisten Bang for the Buck. Im Vergleich zu Subventionen für Solarergie ist der Gewinn für den Klimaschutz pro Euro grob einen Faktor 100 besser.
Schließlich ist es so, dass bei der derzeitigen Energiegewinnung jede ökonomische Aktivität CO2E-Emissionen auslöst (mit ganz wenigen Ausnahmen). Das unterstreicht nochmal, dass sich unser Wirtschaftssystem mittelfristig ändern muss und wie wichtig die Energiewende ist. Damit wären wir beim Lebensstil: Es ist unabwendbar, dass sich der Lebensstil in den Schwellen- und Drittweltländern verbessert. Die Frage ist nun, welchen Lebensstil sich die neue Mittelklasse in den Schwellenländern als Vorbild nimmt: SUV, Steak, Latte Macchiato und Urlaub eine halbe Weltweise weit weg? Oder Smart, Gemüse, lokales Bier und der Trip ins Nachbarland?
Was kann man also nun tun und was bringts wirklich? Am wichtigsten ist es, das Fliegen einzuschränken. Fliegen wir persönlich doch, dann bitte mit möglichst wenig Gepäck. Hier lohnt es sich, jedes Gramm zu zählen. Ein Trip nach Hong-Kong und zurück löst mehr als 3 Tonnen Emissionen aus, das ist ein Fünftel der durchschnittlichen Jahresemissionen eines Deutschen und mehr als der durchschnittliche Mensch auslösen darf, wenn das 2-Grad-Ziel erreicht werden soll. Das Problem beim Fliegen ist, dass die Emissionen da getätigt werden, wos weh tut.
Ein Corollar dessen ist, dass Güter, die per Flugzeug transportiert werden, nicht gekauft werden sollten. Verschiffen ist dagegen in Ordnung. Damit sind Bananen völlig in Ordnung, aber in New York sollten man lieber französischen als kalifornischen Wein trinken, da letzterer per Flugzeug transportiert wird.
Sich selbst sollte man möglichst mit dem Fahrrad, dem öffentlichen Nahverkehr oder einem leichten Auto bewegen. Beim Fahrradfahren ist der Treibstoff das was man isst, so dass folgendes rauskommt pro Meile
- 65g beim Fahrradfahren mit Bananentreibstoff
- 150g beim Busfahren in einer Großstadt mit vernünftiger Auslastung
- 150g beim Zugfahren in einem Regionalexpress
- 200g beim Fahrradfahren mit Specktreibstoff
- 300g im ICE (höhere Geschwindigkeit führt zu mehr Emissionen)
- 350g im Citroen C1 bei konstanten 90 km/h
- 700g in einem durchschnittlichen britischen Auto bei konstanten 90 km/h
- über 2000g in einem SUV bei konstanten 90 km/h
Bei Ernährung ist ganz klar: Rinder, Schafe und Ziegen sind böse, da sie als Wiederkäuer Methan produzieren. Das gilt auch für Milch und damit bringt vegetarische Ernährung wenig, wenn man einfach statt Rindswurst (etwa 18kg CO2E pro Kilo) Käse isst. Dies trifft insbesondere auf Hartkäse zu, bei dem mehr Milch zur Produktion benötigt wird als für Weichkäse (Hartkäse etwa 12 kg CO2E pro Kilo). Geflügel- oder Schweinswurst ist also weniger schlimm als Greyerzer. Fisch übrigens auch, da ist das wesentliche Problem die Kühlung (etwa 7kg CO2E pro Kilo im Supermarkt). Insgesamt hat Fleisch aber das Problem, dass Tiere rumlaufen, warm bleiben müssen und damit nur relativ ineffizient Energie in Essen umwandeln. Um die Eingangsfrage nochmal klar zu beantworten: Gemüse > Fisch > Schwein > Rind.
Fröhliche Sommertomaten. Tomaten im Winter: Nicht fröhlich; Civertan Grafikai Stúdió; CC-by-SA 2.0 via Wikimedia Commons |
Und schließlich noch der Klassiker: Insgesamt Energie sparen durch weniger Verwendung von Licht und Heizung. Hat noch jemand nen Trockner? Gleich abschaffen. Wenn man kocht: Kochendes Wasser hat immer dieselbe Temperatur, bei Nudeln also die das ganze so weit runterregeln, dass es gerade noch kocht. Beim Duschen heißes Wasser sparen indem man die Dusche zwischendrin abstellt, bringt pro 5 Minuten sparen etwa nen halbes Kilo, pro 200 mal Duschen also 100 Kilo. Was sich ansonsten nicht lohnt, ist nur aus Energiespargründen ein energiesparendes Gerät anzuschaffen. Lieber warten, bis das alte kaputt ist.
Und falls es jemanden interessiert: Eine Suche im Web macht etwa einen Gramm aus und eine durchschnittliche Email etwa vier (bei letzterem wird angenommen dass sie auch gelesen wird, was impliziert, dass der Leser einen Computer an hat). Ein Jahr nonstop surfen verursacht etwa 5 Tonnen.
Und sonst:
- Matt Groning ist wohl auch ein Fan (danke an Marge).
- Cassini schickt Bilder vom Saturnmond Enceladus: Dort gibt es gigantische Wassergeysire.
- Kill (Symbolic) Math!