Der Balkon, auch Diddl-Club genannt; Smial, CC-by-SA 3.0 |
Drei Sachen waren etwas schade: Einmal das Fehlen eines externen Hauptvortragenden (Rainer Hammwöhner oder Christian Stegbauer würden mir spontan einfallen), denn so schmorte man mal wieder sehr viel im Wikipedianereigenen Saft. Dann die zu geringe Zahl an Kaffeepausen. Die sind wichtig, um mehr Raum für Gespräche zu bieten. Und schließlich dass die Vorträge nicht auf Zeitschienen liefen, die ein leichteres Wechseln zwischen Vorträgen erlaubt hätten.
Inhaltlich waren in dem was ich mir angeschaut habe die Bildfilter und die Qualität von Wikipediainhalten die zentralen Themen. Vor allem letzteres, wo ich mir den Vortrag von WiseWoman zu ethischen Problemen bei Artikeln zu lebenden Personen, den von Ziko zu Enzyklopädien und den von Carbidfischer zur Nachlese der Veranstaltung "Wikipedia meets Altertumswissenschaften" angehört habe. Auf der Podiumsdiskussion war das dann auch Thema. Bemerkenswertes Statement des Journalistikprofs Klaus Meier: "Gute Qualitätssicherung muss weh tun." Ist wohl was dran. Zum Vortrag am Freitag von Southpark zu "Chiara Ohoven und der Mär vom arbeitenden deutschen Mann" kam ich etwas zu spät, konnte nur noch die Diskussion mitkriegen. Hätte mir glaube ich sehr gut gefallen, aber vermutlich aus anderen Gründen als viele andere Zuhörer.
Eine schöne Sache kann man auf jedenfall rausziehen: Es fängt an, dass der Diskurs zu Qualität von Inhalten und wo die Reise hingehen soll, die sinnlosen Kategorien "Inkludismus und Exkludismus" verlässt. Bei diesen ist das größte Problem, dass es keine fünf Benutzer gibt, die man sinnvoll als Exkludisten bezeichnen kann (und ja auch gar nicht klar ist, was das sein soll) und eigentlich Exkludismus mehr der notwendige "Böse" Gegenpart für Hardcore-Inkludisten ist, wobei wieder nicht ganz klar ist, was das nun sein soll. Sicher ist, dass "Löschen ist ein notwendiger Bestandteil der Qualitätssicherung in der Wikipedia." ein Satz ist, der von 90% der Wikipedianern unterschrieben werden könnte. Die Frage ist halt, was man warum aufnimmt und dies lässt sich nicht sinnvoll in den Kategorien "Löschen ist doof" bzw. "Löschen ist toll" diskutieren.
Foundation-Präsident Ting Chen musste viele Fragen zum Bildfilter beantworten; Ziko van Dijk, CC-by-sa 3.0 |
Der Lackmustest sind lebende Personen. Eines der Zitate der Konferenz war "lebende Personen sind immer ein Problem". Ich weiss gar nicht von wem es stammt, aber es hätte auch von mir stammen können :-) Egal wie man zu den Themen Relevanzkriterien, Qualität, Löschen, etc. steht. An der Frage ob ein ethisch und moralisch verantwortungsvoller Umgang mit den Biographien lebender Personen herauskommt oder die Freizeitgestaltung von Wikipedianer Vorrang vor diesen hat, entscheidet sich welche Wege überhaupt gangbar sind.
Sehr interessant auch die Ausführungen von Mathias Schindler und seinem neuen Chef Jan Engelmann über die Lobbying-Aktivitäten und den Berliner Wahlkampf. Ach ja, war schön mal viele der neuen Mitarbeiter von Wikimedia Deutschland kennenzulernen.Und diverse neue und alte Vorstände.
Drei Ex-Wikimedia-Vorstände, seit Ewigkeiten nicht mehr in Gruppe gesichtet...; Alupus, CC-by-sa 3.0 |
Und sonst:
- Günter M. Ziegler, Deutschlands ehemaliger oberster Mathematiker bei Stefan Raab
- Ja, da sitz ich mitten im Orchester drin, Und halte bereit mein Triangel, Ich komm erst auf Seite neunundachzig dran, Ja an Zeit hab ich keinen Mangel.
- Ich kenne eigentlich niemanden, der so gut organisiert ist wie Sue Gardner. Demonstration.
- Culture is antirivalrous, von Nina Paley
- Vesta hat Narben, wie die NASA herausfand. (Anmerkung: Wäre dies eine ESA-Mission, würde das Bild erst von unseren Enkeln in der Wikipedia gesehen werden können, und zwar wenn sie alt sind.)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen